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Aktuelles
Coronoia
Zuletzt aktualisiert: 31. März 2020
In der aktuellen Situation, in der die Politik, (nicht selten selbsternannte) Fachleute und Medien in seltener Einmütigkeit das Narrativ einer Jahrhundert-Pandemie erzählen, werden hier - auch wenn etwas off-topic auf einer website zum Impfen - gewohnt substantiiert Fakten und Stellungnahmen präsentiert werden, die eine differenziertere Sicht der aktuellen Weltlage ermöglichen.
Um jedem Missverständnis vorzubeugen:
Es geht hier nicht darum, zu suggerieren, dass Perspektiven wie die von JPA Ioannidis, Tom Jefferson oder Wolfgang Wodarg richtig oder gar wahr wären - auch nicht, dass sie richtiger oder wahrer wären, als das, was andere Experten an anderer Stelle zum gleichen Thema veröffentlichen.
Niemand weiß zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen, welche Sicht auf die Covid-19-Pandemie sich in deren Verlauf und vor allem rückblickend als die richtige erweisen wird!
Aber wahrzunehmen, dass es sehr wohl Experten der Materie gibt, die substantiiert Positionen vertreten und in Grenzen belegen können, die die aktuelle gesellschaftspolitische Situation als (vorsichtig formuliert) unangemessen erscheinen ließen: das ist das Ziel dieses Blogs. Und auf diesen wissenschaftlichen Dissenz hinzuweisen und diesen zur Diskussion zu stellen - das muss bei aller eingeforderten gesellschaftlichen Solidarität möglich sein.
Epidemiologe des Helmholtz-Zentrums: Anti-Corona-Maßnahmen gefährlicher als Covid-19?
Gérard Krause, Epidemiologe am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig (das jetzt z.B. federführend bei den Seroprävalenzstudien zu SARS-CoV-2 Tests koordinieren soll) warnt, dass durch die verhängten Zwangsmaßnahmen letztendlich mehr Todesfälle ausgelöst werden könnten, als durch die Covid-Infektion selbst (
ZDF vom 29.03.2020)
Todesfälle im Vergleich - ein in jeder Hinsicht schwieriges Thema...
Wer Todesfälle verschiedener Ursachen gegeneinander aufrechnet, setzt sich leicht dem Vorwurf des Zynismus aus, stehen doch hinter jeder Zahl viele fraglos oft tragische Einzelschicksale, die dann vermeintlich Gefahr laufen, instrumentalisiert zu werden.
Dennoch benutzt (um nicht instrumentalisiert zu sagen) die Politik die derzeitigen Todesfälle, bei denen SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde (was überhaupt nicht gleichbedeutend ist mit der Aussage: Todesfälle durch Covid-19) als Argument, in der Bundesrepublik Deutschland beispiellose Beschränkungen zentralster Grundrechte unserer Verfassung für weite Teile der Bevölkerung und - glaubt man den Aussagen der politisch Verantwortlichen - für längere oder gar lange Zeit außer Kraft zu setzen.
Daher ist es m.E. legitim, die bisherigen Todesfälle mit SARS-CoV-2 in Relation zu setzen zu den alljährlich in allen Staaten der Welt, auch in Europa und in Deutschland auftretenden Todesfällen durch die Influenza. Ein solcher Vergleich ist in jeder Hinsicht schwierig, auch schon aus methodischen Gründen: so sind die Todesfälle durch Influenza in Europa zwar Zahlen, die offiziell von Bundesregierung, EU, ECDC und WHO genutzt werden, sie werden aber auf einer nicht unbegrenzt tragfähigen Grundlage erhoben und auch wenn die verantwortlichen Experten sich größte Mühe geben, hier größtmögliche Genauigkeit zu erreichen, muss im Hinterkopf bleiben, dass eine methodisch bedingte Restunschärfe bleibt - daher kann es bei Betrachtungen wie dieser, dies sei ausdrücklich betont - nur um die Angabe von Größenordnungen gehen.
Die vom den zuständigen Behörden der EU errechneten Influenza-Todesfälle in Europa ergeben folgendes Bild (man beachte unbedingt die völlig unterschiedlichen Dimensionen der senkrechten Y-Achse!):
Als methodisch zulässigen Schlussfolgerungen aus diesen Daten lässt sich ableiten:
- jedes Jahr sterben in Europa bis zu 120.000 Menschen an Influenza
- dies betrifft vor allem ältere Menschen über 65 Jahre, bei denen altersbedingt davon auszugehen ist, dass viele von ihnen Vorerkrankungen aufweisen
- es sterben relativ wenige Kinder in Europa an Influenza
- es sterben jedes Jahr auch bis zu 9000 Jugendliche und Erwachsene unter 65 Jahren in Europa an Influenza - dies ist im Moment besonders bedeutsam, weil derzeit noch fast jeder Todesfall mit SARS-CoV-2-Nachweis in dieser Altersgruppe eine eigene Zeitungsmeldung wert scheint
Nun sterben auch während einer Influenza-Saison viele Menschen in Europa an anderen Ursachen als an der Influenza - daher drücken Epidemiologen die obigen Zahlen oft anders aus - nicht in absolut angegebenen Todesfällen, sondern mit der Angabe der Übersterblichkeit (
excess mortality rate), d.h. wie viele Menschen pro 100.000 Einwohnern sterben zusätzlich an z.B. Influenza. Trägt man diese Übersterblichkeit in eine Graphik auf, ergibt sich das unten aufgeführte Bild, in dem der oben genannten Gegenüberstellung wegen auch die Übersterblichkeit durch Todesfälle mit SARS-CoV-2-Nachweis aufgetragen ist (bis zum in der Graphik angegebenen Datum). Und auch wenn diese Betrachtung wieder einige methodische Unschärfen enthält wird deutlich: bis zum jetzigen Zeitpunkt sind wir noch erheblich von der Europa jedes Jahr betreffenden Übersterblichkeit durch Influenza entfernt... .
Nichts soll diese Darstellung weniger, als die einzelnen, mit SARS-CoV-2 Gestorbenen zu bagatellisieren! Aber eben weil diese SARS-CoV-2-assoziierte Übersterblichkeit derzeit als Grund für drakonische Eingriffe in soziale, politische und wirtschaftliche Abläufe angegeben wird, hilft dieses Bild vielleicht, kritische Fragen zu stellen
Covid-19-Sterblichkeit bei 0,04 - 0,12%?
Das ist zumindest der Wert, den ein japanisch-amerikanisches Forscherteam aus den Wuhan-Daten berechnen - unter Berücksichtigung der angenommenen Zahlen Infizierter, nicht Erkrankter:
"We also found that most recent crude infection fatality ratio (IFR) and time-delay adjusted IFR is estimated to be 0.04% (95% CrI: 0.03-0.06%) and 0.12% (95%CrI: 0.08-0.17%), which is several orders of magnitude smaller than the crude CFR estimated at 4.19%" (
Mizumoto 2020).
Kinder spielen bei Übertragung kaum eine Rolle - Schulschließungen wenig effektiv
Zu den Maßnahmen, die sozial und ökonomisch die schwersten und problematischsten Auswirkungen haben, gehören die weltweit früh verfügten Schulschließungen - nun zeigt eine aktuelle englische Studie, dass diese wahrscheinlich weitgehend nutzlos sind:
"[i]We find that interventions aimed at halting transmission in children may have minimal effects on preventing cases depending on the relative transmissibility of subclinical infections […] For COVID-19, school closures are likely to be much less effective than for influenza-like infections where children play a more substantial role in transmission."[/i] [Wir fanden heraus, dass Maßnahmen, die auf die Unterbrechung der Übertragung bei Kindern zielen nur minimale Effekte auf die Verminderung von Fällen in Bezug auf die Übertragung symptomarmer Infektionen haben könnten. […] Für Covid-19 sind Schulschließungen wahrscheinlich viel weniger effektiv als für grippale Infekte, bei denen Kinder eine wesentlichere Rolle für die Übertragung spielen.] (
Davies 2020)
Anthony Fauci: Covid-19 wohl eher wie schwere Influenza
Diesen Vergleich von Covid-19 zur Influenza stellen mittlerweile immer häufiger auch ausgewiesene Experten in ausgewiesenen Fachjournale an. So schreibt ein Autorentrio, zu dem mit
Anthony Fauci einer der bedeutendsten Virologen weltweit (und derzeit Berater der US-amerikanischen Regierung) und mit Robert Redfield auch ein Experte der US-amerikanischen CDC gehört, angesichts der Todesfälle mit nachgewiesenem SARS-CoV-2 in China und den USA:
"This suggests that the overall clinical consequences of Covid-19 may ultimately be more akin to those of a severe seasonal influenza (which has a case fatality rate of approximately 0.1%) or a pandemic influenza (similar to those in 1957 and 1968) rather than a disease similar to SARS or MERS, which have had case fatality rates of 9 to 10% and 36%, respectively." [ Dies legt nahe, dass die klinischen Gesamtfolgen von Covid-19 letztendlich eher denen einer schweren Influenza (mit einer Fallsterblichkeitsrate um die 0,1%) oder einer pandemischen Influenza (ähnlich denen wie 1957 oder 1968) ähneln könnten, als einer Krankheit wie SARS oder MERS, die jeweils Fallsterblichkeitsraten von 9 - 10% oder 36% hatten(Fauci 2020).
Überlastung deutscher Krankenhäuser durch COVID-19 laut Experten unwahrscheinlich
Das Deutsche Ärzteblatt lässt in einem
Artikel entsprechende Experten zu Wort kommen und verweist auf das Science Media Center Deutschland, das
hier mit Datum vom 24.03. aktuelle Übersichten über die diskutierten Ressourcen zur Verfügung stellt.
Profiteure der Angst
Anders als 2009 bei der so genannten "Schweinegrippe", als früh ein Impfstoff verfügbar war und damit auch früh mit der damaligen Pandemie Geld verdient werden konnte (s. die arte-Dokumentation
"Profiteure der Angst"), scheint die Lage bei Covid-19 anders: hier fehlen bisher gewinnträchtige Medikamente oder gar Impfstoffe - dennoch vermag das honorige Börsenteam der ARD auch jetzt durchaus schon die
"Virus-Profiteure" zu identifizieren, darunter auch
global player wie den schweizer Pharma-Riesen Roche.
Darüber hinaus gibt es auch andere Länder als nur China, die versuchen, politisch von der Krise zu profitieren - Russland zum Beispiel, wie ein
Bericht der Tagesschau nahe legt.
Im aktuellen politischen Kontext, den kluge Köpfe wie Heribert Prantl von der SZ, schon als
Virolokratie bezeichnet haben (s.u.), ist es vielleicht nicht ganz uninteressant nachzulesen, wie heutige Protagonisten der "Corona-Krise" wie
Christian Drosten damals die Situation (völlig falsch) eingeschätzt haben....
"Drosten rief dringend dazu auf, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen. 'Bei der Erkrankung handelt es sich um eine schwerwiegende allgemeine Virusinfektion, die erheblich stärkere Nebenwirkungen zeitigt als sich irgendjemand vom schlimmsten Impfstoff vorstellen kann.' "(s. hierzu
SZ vom 17.05.2010).
Diese Äußerung von Drosten ist deshalb besonders pikant, weil er - in einer in vielerlei (nicht in jeder!) Hinsicht vergleichbaren Situation - für einen noch völlig unbekannten Impfstoff schon wieder ein erleichtertes und beschleunigtes Zulassungsverfahren fordert
„Wenn wir es ohne erhöhte Todesraten Älterer schaffen wollen, müssen wir Regularien für die Entwicklung von Impfstoffen außer Kraft setzen“ (Podcast vom 18.03.2020) u.a.
hier (ab etwa Minute 34).
Es ist schon sehr, sehr irritierend, dass die Politik (und auch die Gesellschaft, s. der podcast im NDR) genau
diesen Experten erneut zum zentralen Fachmann für diese neue Krise erkoren hat... .
Schutzmaßnahmen wohl rechtswidrig
... so das Résumée einer Juristin in der
Frankfurter Rundschau.
RiskNet: Covid 19 und der Blindflug - mehr Datenkompetenz!
Das Kompetenznetzwerk RiskNET, das "führenden Netzwerk zu den Themen Risikomanagement und Corporate Governance" setzt sich
hier kritisch mit dem Umgang mit den verfügbaren (und eben den noch nicht verfügbaren) Daten auseinander.
Dänemark: Zwangstests und Zwangsimpfungen durch das Militär
Das politisch bisher als eher liberal geltende Dänemark hat im Rahmen der Corona-Krise Maßnahmen beispielloser Härte beschlossen: dort darf in Notlagen jetzt auch das Militär zwangstesten und (wenn denn ein Impfstoff verfügbar sein wird) auch zwangsimpfen (
FR vom 19.03.2020).
Die Perspektive aus Italien
Die renommierte italienische Zeitung
Corriere della sierra hat am 27.03. eine Analyse der italienischen SARS-CoV-2-Zahlen veröffentlicht. Dort heißt es unter anderem:
"... es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Testrichtlinien und scheinbarer Letalität (= case fatality rare): Diejenigen, die mehr Abstriche machen..., finden weniger schwer Erkrankte in der Allgemeinbevölkerung, und daher wird die scheinbare Letalität geringer sein. Diejenigen, die weniger Abstriche machen, finden mehr ernsthaft Erkrankte, und daher wird die scheinbare Letalität höher sein." [Die Übersetzung und den Hinweis auf den Artikel verdanke ich Martin Hirte - DANKE dafür!]. Die Autoren schätzen die tatsächliche Letalität in Italien auf ca. 1,15% (0.51-1,15%), wegen der Überalterung etwas höher als in anderen Ländern (China 0,66%, Großbritannien 0,9%). Daraus berechnen sie, dass es in Italien bisher 350'000 bis 1,2 Millionen Infizierte gibt.
Die Perspektive aus Österreich
Der österreichische Sender servus.tv strahlte diesen
interessanten Beitrag zum Einordnen von Todesfällen und Infizierten-Zahlen aus.
Ach: (nur) wer suchet, der findet...
Auf einen eigentlich selbstverständlichen Zusammenhang weist in diesem Bericht der Tagesschau Markus Grill vom Rechercheverbund des NDR und der SZ hin: wenn mehr Tests durchgeführt werden (was derzeit geschieht), finde ich mehr Infizierte (was eben auch der Fall ist) ... Das hindert die einschlägigen Mainstream-Medien aber nicht daraus, auf das "Ansteigen der Infektionen" hinzuweisen und mehr oder weniger eindrucksvolle Graphiken mit mehr oder weniger steil ansteigenden Kurven zu zeichnen. Solange die Anzahl der positiven Tests nicht ins Verhältnis zu den insgesamt durchgeführten Tests gesetzt werden (und dies eigentlich gerade auch im Vergleich der Fallzahlen verschiedener Länder), solange ist diese Kurve die Elektronen nicht wert, mittels derer sie auf Laptop oder Smartphone erscheint. Für eine wirklich relevante Aussage braucht es dann noch die Information,
wer denn
nach welchen Kriterien wann getestet wird....
(Video inside)
Erstmals gibt es jetzt offensichtlich auch konkrete Forschungsvorhaben zu so genannten Seroprävalenzsstudien zu SARS-CoV-2, also zu der Frage, wer und insgesamt wie viele Menschen (schon) Antikörper gegen das Virus gebildet haben (
Dt. Ärzteblatt vom 27.03.2020) - das Problem ist die fragwürdige Qualität der vorhandenen Tests (die wurden in den USA gerade erst im Eilverfahren zugelassen), die auch bei anderen, harmloseren Coronaviren "anschlagen" (mangelhafte Spezifität) - das führte zu einer systematischen Verfälschung der daraus folgenden Berechnungen.
Triage in Italien - Mythos oder Realität?
Eine massenhafte Versorgung schwerkranker Patienten angesichts limitierter medizinischer Ressourcen birgt immer das Risiko in sich, priorisieren zu müssen, welche Patienten in welcher Reihenfolge welche medizinische Maßnahmen erhalten - die so genannte
Triage. Dies ist naturgemäß ein emotional hochsensibles und ethisch anspruchsvolles Thema - Berichte aus Italien, wo angeblich die medizinischen Kapazitäten längst überfordert seien und Triage Teil der Versorgungsrealtiät auch in Bezug auf Intensivplätze und Beatmunsgeräte sei, scheinen - folgt man der Süddeutschen Zeitung - bis jetzt mehr Mythos als Realität zu sein.
"Aber gab es bisher tatsächlich Fälle von Triage? Als neulich der Chef des nationalen Zivilschutzes danach gefragt wurde, sagte Angelo Borrelli, er wisse von keinem einzigen. Bei aller Dramatik der Lage im Norden des Landes: Die Intensivbetten reichten bisher immer gerade mal aus. Und nun, da die Zahl der Neuinfektionen etwas sinkt, ist man zuversichtlich, dass der Wettlauf gewonnen werden kann." (
SZ vom 26.03.2020).
Karin Mölling: Das Virus der Panik
Hier ein Interview mit der renommierten emeritierten Professorin für Virologie Karin Mölling (ehemals am Max Planck-Institut in Berlin), das sehr ausführlich auch virologische Basisinformationen und Hintergründe liefert und in dem sie die aktuell in Deutschland ergriffenen Maßnahmen deutlich kritisiert.
Stanford-Mediziner: Sterblichkeit um Größenordnungen niedriger? Endlich mehr testen!
In einem
Kommentar im Wall Street Journal analysieren zwei Mediziner der Stanford University die italienischen und US-amerikanischen Zahlen und weisen darauf hin, dass die tatsächliche Fallsterblichkeit "
um Größenordnungen" niedriger liegen könnte, als bisher angenommen. [Der Artikel ist durch eine
paywall geschützt und ist daher hier nur in Auszügen zu zitieren.]
Ist das Coronavirus so tödlich wie sie sagen?
Die aktuellen Schätzungen über die Covid-19 Sterblichkeitsrate könnten um Größenordnungen zu hoch liegen.
„Wenn es stimmt, dass das neue Coronavirus ohne Ausgangssperre und Quarantänemaßnahmen Millionen töten würde, wären diese außerordentlichen Maßnahmen, die von Städten und Bundesstaaten überall im Land verhängt werden, sicher gerechtfertigt. Aber es gibt wenig Evidenz, diese Annahme zu stützen – und Hochrechnungen der Todesfälle könnten plausiblerweise um Größenordnungen zu hoch liegen.“
Die Autoren kritisieren die von der WHO veröffentlichte Fallsterblichkeit von 2 – 4% als zutiefst fehlerhaft, weil sie eben nur die als positiv erkannten Fälle zu Grunde legt, nicht die Anzahl der tatsächlich Infizierten (diese ist unverändert unbekannt) und dadurch systematische Verfälschungen durch die unterschiedlichen Teststrategien Eingang in diese Schätzungen finden.
Sie extrapolieren die Zahlen der italienischen Stadt Vò, in der Anfang März tatsächlich alle Einwohner getestet worden seien auf die gesamte Provinz und kommen zu einer Untererfassung der tatsächlichen Infektionen um den Faktor 130 – dies ergäbe auch für Italien eine Fallsterblichkeit von 0,06% an Stelle der angenommenen 8%.
Auch aus den wenigen vorliegenden US-amerikanischen Zahlen berechnen Autoren eine Untererfassung der tatsächlichen Fälle um den Faktor 72.
Die Mediziner fordern mit Nachdruck repräsentative Tests der Bevölkerung (einschließlich derer, die Covid-19) bereits überstanden haben – vor allem mit den mittlerweile verfügbaren Blutuntersuchungen.
„Fast jeden Tag erhält ein neues Labor die Zulassung für Antikörper-Tests, so das bevölkerungsweites Testen jetzt machbar ist […] Wir sollten unverzüglich Schritte einleiten, um die empirische Basis der jetzigen lockdowns zu überprüfen“
Dr. Bendavid und Dr. Bhattacharya sind Professoren für Medizin in Stanford.
Ehemaliger Virologe der Uni Mainz schreibt an Angela Merkel
Der emeritierte Leiter der Virologie an der Universität Mainz, Prof. Sucharit Bhakdi, der für die in den Augen vieler Fachleute (zu) stark vereinfachenden Darstellungen in
diesem Video scharf kritisiert wurde, schrieb am 26.03.2020 einen Brief an die Bundeskanzlerin und legte damit den Fokus auf entscheidende, noch offene Fragen zur aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie - dieser Brief ist
hier herunterzuladen.
SZ: Die Krone der Naivität
In einem Artikel zum eigentlich hochinteressanten Ansatz und Thema der Herdenimmunität bei Covid-19 (
SZ vom 21.03.2020) entlarvt sich die SZ-Wissenschaftsredaktion wieder einmal als mehr als, vorsichtig formuliert, impfeuphorisch: Berit Uhlmann weist in ihrem Artikel durchaus differenziert darauf hin, dass einige europäische Staaten initial mit dem Argument der entstehenden Herdenimmunität auf drakonische Maßnahmen wie in Deutschland verzichteten (was politisch nicht durchsetzbar war) und führt dann als mögliches Gegenargument auf, dass noch nicht klar ist, inwieweit Covid-19 tatsächlich eine dauerhafte, individuelle Immunität hinterlässt - diese wäre natürlich eine Bedinung für das Entstehen einer Herdenimmunität.
Der Schlussabsatz des Textes zeugt jedoch von atemberaubender Impfgläubigkeit und wissenschaftlicher Naivität, wenn er eine "echte Herdenimmunität" erst dann in Aussicht stellt, wenn ein Impfstoff gefunden sei. Dies ignoriert erstens völlig die derzeitige Situation, in der noch nicht einmal ernsthafte Studien zu möglichen Impfstoffen begonnen haben (damit also noch vollständig unklar ist, ob es einen Impfstoff geben wird und wogegen der dann tatsächlich schützt - s.
hier) und zweitens die Tatsache, dass auch bei den etablierten Impfstoffen gegen andere Erkrankungen nur ein Bruchteil eine klinisch relevante Herdenimmunität erzeugt (s.
hier).
Das Experiment Schweden
Während der Rest Europas als Folge der Covid-19-Pandemie Grundrechte außer Kraft setzt und eine beispiellose wirtschaftliche Rezession riskiert, geht Schweden im Umgang mit SARS-CoV-2 einen eigenen
Weg.
Interessante Informationen zu Covid-19 und zum gewählten Sonderweg finden sich (auf Englisch)
hier.
Verfassungsrechtliche Bedenken gegen Zwangsmaßnahmen
Zunehmend melden sich auch (Verfassungs-)Juristen zu Wort, die die Verfassungsmäßigkeit der verhängten Restriktionen anzweifeln, so z.B. Prof. Edenharter von der
Universität Hagen. Siehe auch
hier.
JPA Ioannidis - Covid-19: vom Schaden von Übertreibung und Maßnahmen ohne wissenschaftliche Evidenz
JPA Ioannidis hat - nach seinem ersten Artikel auf StatNews, der weiter unten übersetzt zu finden ist - einen weiteren, ausführlicheren Artikel im European Journal of Clinical Investigation veröffentlicht, der
hier im Original herunterzuladen ist (noch preprint) und dessen Kernaussagen Sie
hier übersetzt finden.
Peter Gøtzsche: Corona - eine Epidemie der Massenpanik
Der langjährige Chef des Nordic Cochrane Centers, Peter Gøtzsche, hat mittlerweile zwei kluge, lesens- und bedenkenswerte Artikel zur Coronoia veröffentlicht - einen im
BMJ am 08.03.2020, einen am 21.03. auf seiner
website.
SARS-CoV-2: Erste Bluttests entwickelt
Forscher der US-amerikanischen Icahn School of Medicine haben einen ersten Bluttest entwickelt, der mit ausreichend hoher Sensitivität und Spezifität eine abgelaufene Infektion mit SARS-CoV-2 nachweisen kann. Hiermit würden erstmalig die von vielen Experten geforderten Untersuchungen zu den tatsächlichen Infektionszahlen möglich.
Hier die entsprechende Veröffentlichung, die
hier etwas allgemeinverständlicher zusammengefasst wird.
Auch eine finnische Forschergruppe berichtet in
Eurosuveillance Weekly über vielversprechende Ergebnisse an eigenen Patienten.
Covid-19, Sterblichkeit und der nächste Geburtstag
Seitdem schon früh in der damals noch SARS-CoV-2-
Epidemie klar wurde, dass von schweren Verläufen oder gar Todesfällen in erster Linie Ältere und chronisch Kranke betroffen sind, schwang bei Bewertung und Diskussion der Todesfälle immer auch die Frage mit, ob hier nicht Menschen betroffen seien, die auch ohne die Infektion zeitnah gestorben wären; mit anderen Worten: wie stark denn eine Infektion mit Coronaviren das Sterblichkeitsrisiko des Einzelnen und die Gesamtsterblichkeit einer Bevölkerung tatsächlich erhöht.
Spätestens mit den Modellrechnungen, die das
Imperial College London, eine Institution, die die britische Regierung berät, am 20.03.2020 veröffentlichte, erhielt diese Diskussion eine nochmal stärkere Dringlichkeit, war dort doch von bis zu 500.000 Todesfällen durch Covid-19 nur für das UK die Rede (Atchinson 2020).
Schon erste kritische Kommentare der BBC warfen jedoch die Frage auf, ob denn diese Todesfälle tatsächlich
zusätzlich zu erwarten seien (was einer de facto Verdopplung der britischen Gesamtsterblichkeit pro Jahr entspräche), oder ob es hier nicht Überlappungen mit eben dieser Gesamtsterblichkeit gäbe. Der in meinen Augen kluge
Kommentar von Nick Triggle auf der website der BBC (den ich
hier übersetzt habe), veranlasste wiederum David Spiegelhalter, einen Statistiker und Evidenzforscher des Winton Centre for Risk and Evidence Communication der Universität Cambridge zu einigen wenigen, in meinen Augen allerdings sehr hilfreichen Überlegungen und Berechnungen, die im Original
hier nachzulesen sind und deren Übersetzung
hier zu finden ist. Spiegelhalter kommt - ausgehend von den Modellierungen des Imperial College auf der einen und den britischen Sterblichkeitsstatistiken auf der anderen Seite - zu dem Ergebnis, dass Covid-19 das Risiko zu versterben in etwa so stark erhöht, wie es dies ein zusätzliches Lebensjahr täte (denn das Risiko, wie Spiegelhalter mit britischem Humor schreibt, den jeweils nächsten Geburtstag nicht mehr zu erleben, steigt ja von Jahr zu Jahr exponentiell an...).
Dies ist - zumindest in meinen Augen - eine sehr anschauliche Beschreibung des tatsächlichen Risikos von Covid-19...
JPA Ioannidis: Corona - ein Fiasko der evidenzbasierten Medizin
Die derzeit profundeste Stellungnahme aus mehr als berufenem Munde stammt von John P.A. Ioannidis, einem der wichtigsten Epidemiologen und Statistiker weltweit - sie ist
hier veröffentlicht.
Da der Text schon für des Englischen Kundige durchaus herausfordernd ist:
hier eine inoffzielle Übersetzung ins Deutsche.
Hier erschien mittlerweile eine lesenswerte Gegenposition eines ebenfalls renommierten Statistikers der Harvard University.
EBM-Netzwerk: Covid-19: Wo ist die Evidenz?
Der Hort der Evidenz-basierten Medizin in Deutschland - das EBM-Netzwerk - stellt, wen wundert dies, wie Ioannidis die
Frage nach der wissenschaftlichen Grundlage, der Evidenz eben, dessen, was weltweit gerade von vielen Wissenschaftlern geraten und von Politikern dekretiert wird und kommt zu, vorsichtig formuliert, ernüchternden Ergebnissen.
Harald Walach: Don't panic!
In gewohnt kluger Weise widmet der Psychologe, Philosoph und Wissenschafthistoriker Harald Walach der Coronoia die neueste Folge seines in meinen Augen sehr lesenswerten
blogs unter einer in meinen Augen sehr treffenden Überschrift...
Influenza-Impfung und Coronaviren
Eine Studie an US-amerikanischen Armeeangehörigen hat untersucht, ob die Influenza-Impfung das Risiko erhöhen könnte, an anderen Virusinfektionen der Atemwege zu erkranken - ein Verdacht, der schon länger besteht und der mit dem Begriff der
Virus-Interferenz bezeichnet wird (
Wolff 2020). Bei der Untersuchung an über 5000 amerikanischen Soldatinnen und Soldaten (für die die Influenzaimpfung eine Pflichtimpfung ist), fand sich insgesamt kein erhöhtes
Gesamtrisiko, sehr wohl aber eine Erhöhung für eine Infektion mit Coronaviren (und mit einem anderen Virus, dem Metapneumovirus). Nun wurde - dies sei ausdrücklich betont - hier natürlich nicht auf das SARS-CoV-2 getestet, das insgesamt erhöhte Risiko, nach der Influenzaimpfung an Coronaviren zu erkranken, macht dennoch in der aktuellen Situation nachdenklich und wirft Fragen auf zur mantraartig wiederholten Empfehlung gerade jetzt während der Covid-19-Pandemie unbedingt gegen Influenza zu impfen.
Erste epidemiologische Ergebnisse - neue Fragen
Fast unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit erschien am 16.03. eine Arbeit (Li 2020), die anhand der frühen Daten aus China versucht, erste belastbare Antworten auf einige der zentralen Fragen der Covid-19-Pandemie zu geben:
- wie viele der mit SARS-CoV-2 Infizierten entwickeln überhaupt Symptome?
- wie ansteckend ist dieses Virus denn wirklich und vor allem: wie ansteckend sind die unbemerkt Infizierten?
Folgt man der immerhin in Science veröffentlichten Studie, bleiben fast 90% der Infektionen mit SARS-CoV-2 unbemerkt und die unerkannt Infizierten sind zwar nur gut halb so ansteckend, wie die tatsächlich Erkrankten (55% - dies übersetzt Vernazza nicht korrekt), sind aber aufgrund ihrer Überzahl für fast 80% der Infektionen verantwortlich.
Ein im Wesentlichen kluger Kommentar zu dieser Studie aus der Schweiz fordert, die auch dort ergriffenen Sofortmaßnahmen immer wieder kritisch zu überprüfen und nennt als Beispiel die in der Schweiz wie auch in Deutschland verfügten Schulschließungen, für deren epidemiologische Effektivität jede wissenschaftliche Grundlage fehlt und die - ein Argument, das ja auch Ioannidis anführt - verhindern, dass sich in einer praktisch ungefährdeten Bevölkerungsgruppe eine stabile und tragfähige (Herden-) Immunität ausbildet (
Vernazza 2020).
Auf das Fehlen einer wissenschaftlichen Evidenz für die Effektivität der jetzt z.B. in Bayern verfügten Ausgangssperren wies Christian Drosten ja schon am Freitag in seinem
Podcast im Norddeutschen Rundfunk hin.
Auf dem Weg in die Gesundheitsdiktatur (Hontschik) bzw. die Virolokratie (Prantl)?
Der deutsche Chirurg und Kolumnist Dr. Bernd Hontschik versucht in der
Frankfurter Rundschau vom 21.03.2020 - gewohnt launig - die Covid-19-Pandemie in den Kontext anderer, plötzlich aus der öffentlichen Wahrnehmung völlig verschwundener Krisen und Katastrophen zu stellen; nicht streng wissenschaftlich, aber lesens- und bedenkenswert.
Der Jurist und Kolumnist Heribert Prantl warnt - bei allem notwendigen Respekt, den er Virologen in der aktuellen Situation zollt - unter dem Titel
"Auch für die Not gibt es Regeln" vor dem gegenwärtigen Errichten einer
Virolokratie in Deutschland (
SZ vom 21.03.2020)
Influenza in Europa
Der Vergleich Covid-19/saisonale Influenza wird derzeit von beiden "Lagern" der Covid-19-Pandemie-Betrachtung waidlich genutzt und instrumentalisiert - auf der einen Seite stehen diejenigen, die, ähnlich wie Tom Jefferson, sagen: was ist daran schlimmer als an einer saisonalen Influenza? Auf der anderen Seite die, die vehement fordern, man müssen endlich aufhören, Covid-19 als lediglich etwas andere Influenza zu verharmlosen.
Da auch bei der Influenza - trotz eines schon seit vielen Jahren verfügbaren und relativ zuverlässigen Abstrich-Tests - nur ein Bruchteil der tatsächlichen Fälle tatsächlich im Labor bestätigt werden, gibt es sowohl bei den Krankheits-, als auch bei den Todesfällen eine jeweils dramatische Diskrepanz zwischen den bestätigten und angenommenen Fällen. So dokumentiert das Robert Koch-Institut (RKI) für das Jahr 2018 1.121 Todesfälle (
RKI 2019a) in Deutschland, bei denen nach Referenzdefinition eine Influenza nachgewiesen wurde, geht aber gleichzeitig in seinem Bericht über die Influenza-Saison 2017/2018 von 25.100 Todesfällen in Deutschland durch Influenza aus (
RKI 2019b) .
Dieses Dilemma besteht in allen Ländern der Welt und es wurden verschiedenste Ansätze gesucht, hier dennoch zu einer Abschätzung der Krankheits- und Sterblichkeitslast durch Influenza zu kommen. In Europa existiert seit vielen Jahren das so genannte
EuroMomo-Forschungsprojekt, in dem wöchentlich (!) die Gesamtsterblichkeit (
all-cause mortality) von 24 teilnehmenden europäischen Ländern und Regionen veröffentlicht wird mit ihrer jeweiligen Schwankung und den sich ergebenden Standardabweichungen. Die Ergebnisse sind zeitnah öffentlich einsehbar, so wird derzeit (KW 12) immerhin das Datenmaterial der KW 11 bereits dargestellt (auch wenn in den jeweils ein bis zwei unmittelbar zurückliegenden Wochen sicher noch leicht nachkorrigiert werden wird aufgrund eventueller Meldeverzögerungen). Dargestellt wird jeweils die mittlere Sterblichkeit und die Grenzen des zweifachen bzw. vierfachen so genannten z-scores, einem Maß für die Streubreite dieser statistischen Daten. Werte, die den Basiswert um mehr als den zweifachen z-score überschreiten, werden als Exzess-Mortalität erfasst und bewertet. In der Vergangenheit wurden auf der Grundlage der EuroMoMo-Daten oft die in diesem Sinne die Durchschnittssterblichkeit überschreitenden Werte der Wintermonate stark vereinfachend der jeweiligen Influenza-Welle zugeschrieben.
Hier ist die am 21.03.2020 aktuelle EuMoMo-Graphik (Quelle: euromomo.eu, Abruf 21.03.2020), die sich beim Daraufklicken lesbar vergrößert:
Es zeigt sich, dass zumindest bis zum Ende der letzten Woche kein dramatischer Anstieg der Sterblichkeitszahlen in Europa zu verzeichnen war (was sicher auch mit an der großen Dynamik der Entwicklung und der genannten möglichen Meldeverzögerung liegen kann), und dies gilt auch für z.B. Italien, was die folgende Graphik zeigt (Quelle: euromomo.eu, Abruf 21.03.2020)
Da die saisonale Zunahme der Gesamtsterblichkeit natürlich ein nur sehr ungenaues Maß für die Influenza-Sterblichkeit darstellt, wird EuroMomo seit einigen Jahren ergänzt durch
FluMoMo, wo - auf ähnlicher Datengrundlage - mittels entsprechender Algorithmen und Rechenverfahren versucht wird, die tatsächlich der Influenza zuzuschreibende Exzess-Sterblichkeit in den jeweiligen Wintermonaten zu ermitteln. Eine öffentliche Darstellung dieser Ergebnisse wie bei EuroMoMo sucht man vergeblich, aber es gibt mittlerweile erste Studien, die diese Daten für Berechnungen verwenden. Die bisher umfassendste Untersuchung findet sich in einer Veröffentlichung des für FluMoMo federführenden Dänischen
Statens Serum Institut (
Nielsen 2019): hier wurden die influenzabedingten Todesfall-Raten von der Saison 2012/13 bis zu Saison 2017/18 errechnet.Einschränkend muss erwähnt werden, dass nicht alle europäischen Staaten Daten an FluMoMo liefern, die Autoren der Studie selber halten die Daten aber für repräsentativ genug, hieraus auf die zu vermutenden Todesfälle in ganz Europa hochzurechnen, was sie für 2017/2018, dem Titel der Studie entsprechend, tun:
Legt man die errechneten Exzess-Mortalitäten und die jeweiligen Bevölkerungszahlen Europas in den jeweiligen Jahren (Quelle: worldometers.info) zu Grunde, ergeben sich folgende Zahlen:
[Es sei nicht verschwiegen, dass die der Graphik zu Grunde liegenden Zahlen zwar der Nielsen-Studie folgen (sie verwenden die dort angegebenen Exzess-Mortalitätsraten und die auch laut Studie verwendeten Bevölkerungszahlen von worldometers.info, dennoch ergibt sich meiner Berechnung nach eine Abweichung: Nielsen kommt für die Saison 2017/18 "nur" auf 152.000 Influenzatote, meine Berechnungen ergeben jedoch fast 190.000 Tote - ich bin mit dem Autor in Austausch zu dieser Abweichung.]
Die aktuellen Daten zu Covid-19 in Europa finden sich auf den Seiten der
European Centers for Disease Prevention and Control (ECDC) - dort finden sich für Europa insgesamt am 21.03.2020 knapp 6000 Todesfälle, bei denen SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde.
Influenza in Italien
Auf der gleichen Datengrundlage FluMoMo haben italienische Autoren die Influenza-Todesfälle für Italien errechnet (Rosano 2019) - demnach starben in Italien in der jeweiligen Influenzasaison
- 2013/14: 7.027
- 2014/15: 20.259
- 2015/16: 15.801
- 2016/17: 24.981
Menschen an Influenza.
Die Autoren erklären diese vergleichsweise hohen Zahlen selber:
"The observed excess of deaths is not completely unexpected, given the high number of fragile very old subjects living in Italy." Dieser Punkt findet sich auch in einem Artikel der SZ, der versucht zu erklären, warum gerade Italien so stark von Covid-19 betroffen ist.
Warum gerade Italien?
Die Süddeutsche Zeitung hat hier einen sehr lesenswerten
Artikel verfasst, der erste Antworten sucht.
Tom Jefferson: Was ist besonders dieses Mal?
Schon vor Ioannidis hatte sich mit Tom Jefferson einer der gerade bei Influenza führenden Epidemiologen zu Covid-19 geäußert - auch wenn die Zahlen des Kommentars (er stammt vom 02.03.) nicht mehr aktuell sind, hat sich an der Substanz seiner Überlegungen m.E. nichts geändert.
Der Originalartikel ist im renommierten
British Medical Journal erschienen,
hier finden sie meine Übersetzung.
Wolfgang Wodarg: Die Sicht eines ehemaligen Amtsarztes
Wodarg ist Internist, Pulmonologe, ehemaliger Amtsarzt und ehemaliges MdB - er hat früh eine völlig andere Position eingenommen, als viele andere entsprechende Fachleute und wurde dafür früh angefeindet und scharf kritisiert.
Seine bisherige Funktion als Mitglied des Vorstands von transparency international wurde von der Organisation suspendiert, nachdem Wodarg seine Einschätzung immer wieder auch in Medien kommunizierte, die politisch problematische Konnotate hatten oder parallel auch Verschwörungstheorien transportierten.
Literatur
Atchinson C.
Report 10. Imperial College London, 2020. (Abruf 22.03.2020)
Fauci AS. 2020. N Engl J Med. 382(13):1268–69
Li R. 2020. Science, 10.1126/science.abb3221 p. eabb3221
Nielsen J. 2019. Clinical Microbiology and Infection. 25(10):1266–76
Rosano A. 2019. International Journal of Infectious Diseases. 88:127–34
Wolff G. 2020. Vaccine. 38: 350–354