20.03.2020, 09:35
Coronavirus: So verläuft die Erkrankung an Covid-19
Fieber, Husten, Schnupfen und Kurzatmigkeit - mit diesen eher unspezifischen Symptomen beginnt die durch den neuen Stamm von Coronaviren Sars-CoV-2 verursachte Lungenkrankheit Covid-19, die derzeit die ganze Welt beschäftigt. Die gleichen Beschwerden können auch bei einer Grippe auftreten, doch ein paar Unterschiede gibt es doch: Bei Covid-19 ist der Husten eher trocken, das Fieber beginnt nicht plötzlich, wie bei einer Grippe, sondern steigt langsam und bleibt dann über rund zehn Tage konstant, während sich bei der Grippe der Zustand der Betroffenen binnen weniger Stunden verschlechtert. Auch typische Grippesymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen treten bei Covid-19 eher selten auf.
80 Prozent der Coronavirus-Infektionen verlaufen milde
Anders als bei Erkältungskrankheiten leiden Covid-19-Patienten kaum unter Niesreiz, dafür kommt es bei einigen zu Durchfall. Häufig berichten die Infizierten über einen mehrtägigen Verlust ihres Geruchs- und Geschmackssinns. In etwa 80 Prozent der Fälle entwickeln mit Sars-CoV-2 Infizierte allenfalls geringe Symptome. Das gilt insbesondere für Kinder und jüngere Frauen. Jeder fünfte Infizierte ist aber von einem schlimmeren, potenziell tödlichen Krankheitsverlauf betroffen, vor allem Ältere und Männer.
Krankheitsverlauf meist leicht, manchmal tödlich
Ein Grund für die rasche Verbreitung der neuen Sars-CoV-2-Viren ist, dass sie sich hauptsächlich im Rachen vermehren und von dort aus leicht per Tröpfcheninfektion - quasi von Rachen zu Rachen - weitergegeben werden können. Das erklärt auf der anderen Seite auch, warum die Erkrankung in den meisten Fällen sehr milde verläuft. Breitet sich der Erreger aber in die unteren Atemwege aus, kommt es zu einem deutlich schwereren Verlauf, einer sogenannten atypischen Lungenentzündung. Folgen sind ein Anschwellen und eine vermehrte Durchblutung des betroffenen Areals sowie eine Flüssigkeitsansammlung im Lungengewebe. Die Viren werden von Abwehrzellen aufgenommen und gelangen so in das Gewebe zwischen den Lungenbläschen. Den Betroffenen fällt das Atmen zunehmend schwerer.
Lungenentzündung entwickelt sich schleichend
Während bei einer bakteriellen Lungenentzündung erste Symptome sehr schnell auftreten, entwickelt sich eine virale Lungenentzündung schleichender. In der Folge kann es zu akutem und schwerem Lungenversagen kommen, der Gasaustausch in der Lunge ist beeinträchtigt und der Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. In diesem Fall setzen Intensivmediziner die sogenannte extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO, ein. Bei dieser speziellen Beatmungstechnik wird das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert und wieder in die Blutbahn zurückgeleitet.
Im schlimmsten Fall droht eine Sepsis
Im schlimmsten Fall führt eine Sars-CoV-2-Infektion zu einer Sepsis, im Volksmund als Blutvergiftung bezeichnet. Erste Symptome sind plötzliche Verwirrtheit, schnelle und schwere Atmung, Todesangst, ein rapide sinkender Blutdruck und Herzrasen. Viele Betroffene klagen, dass sie sich plötzlich so krank fühlen wie noch nie zuvor. Bei diesen Alarmzeichen müssen die Ärzte sofort reagieren und weitere Schritte einleiten, um das Leben des Betroffenen zu retten. Bei einer viralen Sepsis treten Viren aus dem entzündeten Gewebe aus und gelangen in die Blutbahn. Hier vermehren sie sich und verbreiten sich im ganzen Körper, in allen Organen. Es kommt zu einer Überreaktion des Immunsystems: Es produziert Abwehrstoffe in großen Mengen, die eine Entzündung der Blutgefäße auslösen. Die Gefäßwände werden durchlässig, Flüssigkeit tritt aus, das Blut gerinnt in den Adern und die Durchblutung stockt. Je später eine solche Sepsis behandelt wird, desto öfter endet sie tödlich.
Kommt es zu einem septischen Schock, liegen die Überlebenschancen nur knapp über 50 Prozent. Um eine entstehende Sepsis möglichst früh zu erkennen, werden auf der Intensivstation wichtige Parameter wie die Atemfrequenz, der Blutdruck und viele andere Werte laufend überwacht. Zudem werden bestimmte Laborwerte regelmäßig kontrolliert, vor allem D-Dimere, Lymphozyten und Ferritin. Besonders anfällig für eine durch Covid-19 ausgelöste Lungenentzündung und Sepsis sind laut aktuellen Untersuchungen vor allem Menschen im Alter von über 69 Jahren.
Schwere Schäden auch bei mildem Verlauf?
Glücklicherweise verlaufen nicht alle Covid-19-Erkrankungen schwer. Allerdings haben Ärzte aus Hongkong berichtet, dass manche Betroffene trotz eines scheinbar milden Krankheitsverlaufs langfristig schwere, dauerhafte Lungenschäden, sogenannte Lungenfibrosen, erlitten. Ob es sich bei diesen Beobachtungen um Einzelfälle handelt oder ob diese Langzeitschäden häufiger auftreten, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Wie wird auf Sars-CoV-2 getestet?
Bei begründetem Verdacht auf eine Corona-Infektion wird ein Rachenabstrich durchgeführt oder eine Probe aus den tiefen Atemwegen genommen, zum Beispiel Hustensekret. Im Labor werden diese Proben dann mit einem sogenannten PCR-Test, untersucht. Er gilt derzeit als Goldstandard zum Nachweis von Sars-CoV-2 und sucht in dem Probenmaterial nach dem Erbgut des Virus, indem er es mithilfe der Polymerasekettenreaktion, der PCR, gezielt vervielfältigt. So lassen sich selbst kleinste Mengen Virus nachweisen. Am Ende des Tests steht nicht nur fest, ob, sondern auch wie viele Erreger in der Probe sind.
Dennoch gibt es einige mögliche Fehlerquellen, die dazu führen können, dass Viren übersehen werden. So ist das Testergebnis stark von der Art und dem Zeitpunkt der Probenentnahme abhängig: In der ersten Erkrankungswoche sind in der Regel nur im Rachenraum Viren nachweisbar, in der zweiten Woche dagegen oft nur im Lungensekret oder im Stuhl. Deshalb werden starke Verdachtsfälle trotz eines negativen Testergebnisses nach einigen Tagen mit neuem Probenmaterial erneut getestet, um sicherzugehen.
Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen
Denn während ein positives Ergebnis die Infektion eindeutig beweist, bedeutet ein negativer PCR-Test nicht unbedingt, dass der Proband gesund ist. Auch wer heute virusfrei getestet wird, kann einige Tage später auf einmal Viren verbreiten, da die Inkubationszeit, also die Zeit, bis die Erkrankung ausbricht, bis zu 14 Tage betragen kann. Trotz dieser Einschränkung ist der PCR-Test bislang der einzige zuverlässige Virusnachweis. Allerdings dauert es bis zu zwei Tage, bis das Ergebnis vorliegt.
Was taugen die angekündigten Schnelltests?
Mittlerweile werben erste Anbieter mit günstigen CoV-Schnelltests, die sie bald auf den Markt bringen wollen. Sie untersuchen keine Probe aus den Atemwegen, sondern nur einen Tropfen Blut. Innerhalb von 20 Minuten soll das Ergebnis vorliegen, ob eine Sars-CoV-2-Infektion vorliegt oder nicht. Doch Labormediziner sehen diese Tests sehr kritisch, da diese nicht das Virus selbst nachweisen, sondern nur die Antikörper, die das Immunsystem dagegen bildet. Das bedeutet, dass sie erst reagieren können, wenn der Körper den Kampf gegen das Virus aufgenommen hat - und das dauert einige Tage. Frühestens eine Woche nach Erkrankungsbeginn sind Antikörper im Blut nachweisbar, meist sogar erst nach zwei Wochen. Viel zu spät, um eine Weiterverbreitung durch Quarantänemaßnahmen zu verhindern. Denn genau in der Phase, in der eine Person hoch infektiös ist, fällt der Antikörpertest meist noch negativ aus.
Selbst falsch positive Ergebnisse lassen sich bei Antikörper-Tests nicht mit Sicherheit ausschließen, da eine sogenannte Kreuzreaktion auftreten kann. Das bedeutet, dass gegen eine frühere Infektion mit einem harmlosen Coronavirus Antikörper im Blut vorhanden sind, die der Test nicht von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 unterscheiden kann. Aus diesen Gründen halten Wissenschaftler solche Antikörpertests nur dafür hilfreich, gegen Ende der Infektionswelle in Blutproben zu testen, wie viele Menschen in Deutschland unbemerkt mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert waren.
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/C...us556.html
Fieber, Husten, Schnupfen und Kurzatmigkeit - mit diesen eher unspezifischen Symptomen beginnt die durch den neuen Stamm von Coronaviren Sars-CoV-2 verursachte Lungenkrankheit Covid-19, die derzeit die ganze Welt beschäftigt. Die gleichen Beschwerden können auch bei einer Grippe auftreten, doch ein paar Unterschiede gibt es doch: Bei Covid-19 ist der Husten eher trocken, das Fieber beginnt nicht plötzlich, wie bei einer Grippe, sondern steigt langsam und bleibt dann über rund zehn Tage konstant, während sich bei der Grippe der Zustand der Betroffenen binnen weniger Stunden verschlechtert. Auch typische Grippesymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen treten bei Covid-19 eher selten auf.
80 Prozent der Coronavirus-Infektionen verlaufen milde
Anders als bei Erkältungskrankheiten leiden Covid-19-Patienten kaum unter Niesreiz, dafür kommt es bei einigen zu Durchfall. Häufig berichten die Infizierten über einen mehrtägigen Verlust ihres Geruchs- und Geschmackssinns. In etwa 80 Prozent der Fälle entwickeln mit Sars-CoV-2 Infizierte allenfalls geringe Symptome. Das gilt insbesondere für Kinder und jüngere Frauen. Jeder fünfte Infizierte ist aber von einem schlimmeren, potenziell tödlichen Krankheitsverlauf betroffen, vor allem Ältere und Männer.
Krankheitsverlauf meist leicht, manchmal tödlich
Ein Grund für die rasche Verbreitung der neuen Sars-CoV-2-Viren ist, dass sie sich hauptsächlich im Rachen vermehren und von dort aus leicht per Tröpfcheninfektion - quasi von Rachen zu Rachen - weitergegeben werden können. Das erklärt auf der anderen Seite auch, warum die Erkrankung in den meisten Fällen sehr milde verläuft. Breitet sich der Erreger aber in die unteren Atemwege aus, kommt es zu einem deutlich schwereren Verlauf, einer sogenannten atypischen Lungenentzündung. Folgen sind ein Anschwellen und eine vermehrte Durchblutung des betroffenen Areals sowie eine Flüssigkeitsansammlung im Lungengewebe. Die Viren werden von Abwehrzellen aufgenommen und gelangen so in das Gewebe zwischen den Lungenbläschen. Den Betroffenen fällt das Atmen zunehmend schwerer.
Lungenentzündung entwickelt sich schleichend
Während bei einer bakteriellen Lungenentzündung erste Symptome sehr schnell auftreten, entwickelt sich eine virale Lungenentzündung schleichender. In der Folge kann es zu akutem und schwerem Lungenversagen kommen, der Gasaustausch in der Lunge ist beeinträchtigt und der Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. In diesem Fall setzen Intensivmediziner die sogenannte extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO, ein. Bei dieser speziellen Beatmungstechnik wird das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert und wieder in die Blutbahn zurückgeleitet.
Im schlimmsten Fall droht eine Sepsis
Im schlimmsten Fall führt eine Sars-CoV-2-Infektion zu einer Sepsis, im Volksmund als Blutvergiftung bezeichnet. Erste Symptome sind plötzliche Verwirrtheit, schnelle und schwere Atmung, Todesangst, ein rapide sinkender Blutdruck und Herzrasen. Viele Betroffene klagen, dass sie sich plötzlich so krank fühlen wie noch nie zuvor. Bei diesen Alarmzeichen müssen die Ärzte sofort reagieren und weitere Schritte einleiten, um das Leben des Betroffenen zu retten. Bei einer viralen Sepsis treten Viren aus dem entzündeten Gewebe aus und gelangen in die Blutbahn. Hier vermehren sie sich und verbreiten sich im ganzen Körper, in allen Organen. Es kommt zu einer Überreaktion des Immunsystems: Es produziert Abwehrstoffe in großen Mengen, die eine Entzündung der Blutgefäße auslösen. Die Gefäßwände werden durchlässig, Flüssigkeit tritt aus, das Blut gerinnt in den Adern und die Durchblutung stockt. Je später eine solche Sepsis behandelt wird, desto öfter endet sie tödlich.
Kommt es zu einem septischen Schock, liegen die Überlebenschancen nur knapp über 50 Prozent. Um eine entstehende Sepsis möglichst früh zu erkennen, werden auf der Intensivstation wichtige Parameter wie die Atemfrequenz, der Blutdruck und viele andere Werte laufend überwacht. Zudem werden bestimmte Laborwerte regelmäßig kontrolliert, vor allem D-Dimere, Lymphozyten und Ferritin. Besonders anfällig für eine durch Covid-19 ausgelöste Lungenentzündung und Sepsis sind laut aktuellen Untersuchungen vor allem Menschen im Alter von über 69 Jahren.
Schwere Schäden auch bei mildem Verlauf?
Glücklicherweise verlaufen nicht alle Covid-19-Erkrankungen schwer. Allerdings haben Ärzte aus Hongkong berichtet, dass manche Betroffene trotz eines scheinbar milden Krankheitsverlaufs langfristig schwere, dauerhafte Lungenschäden, sogenannte Lungenfibrosen, erlitten. Ob es sich bei diesen Beobachtungen um Einzelfälle handelt oder ob diese Langzeitschäden häufiger auftreten, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Wie wird auf Sars-CoV-2 getestet?
Bei begründetem Verdacht auf eine Corona-Infektion wird ein Rachenabstrich durchgeführt oder eine Probe aus den tiefen Atemwegen genommen, zum Beispiel Hustensekret. Im Labor werden diese Proben dann mit einem sogenannten PCR-Test, untersucht. Er gilt derzeit als Goldstandard zum Nachweis von Sars-CoV-2 und sucht in dem Probenmaterial nach dem Erbgut des Virus, indem er es mithilfe der Polymerasekettenreaktion, der PCR, gezielt vervielfältigt. So lassen sich selbst kleinste Mengen Virus nachweisen. Am Ende des Tests steht nicht nur fest, ob, sondern auch wie viele Erreger in der Probe sind.
Dennoch gibt es einige mögliche Fehlerquellen, die dazu führen können, dass Viren übersehen werden. So ist das Testergebnis stark von der Art und dem Zeitpunkt der Probenentnahme abhängig: In der ersten Erkrankungswoche sind in der Regel nur im Rachenraum Viren nachweisbar, in der zweiten Woche dagegen oft nur im Lungensekret oder im Stuhl. Deshalb werden starke Verdachtsfälle trotz eines negativen Testergebnisses nach einigen Tagen mit neuem Probenmaterial erneut getestet, um sicherzugehen.
Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen
Denn während ein positives Ergebnis die Infektion eindeutig beweist, bedeutet ein negativer PCR-Test nicht unbedingt, dass der Proband gesund ist. Auch wer heute virusfrei getestet wird, kann einige Tage später auf einmal Viren verbreiten, da die Inkubationszeit, also die Zeit, bis die Erkrankung ausbricht, bis zu 14 Tage betragen kann. Trotz dieser Einschränkung ist der PCR-Test bislang der einzige zuverlässige Virusnachweis. Allerdings dauert es bis zu zwei Tage, bis das Ergebnis vorliegt.
Was taugen die angekündigten Schnelltests?
Mittlerweile werben erste Anbieter mit günstigen CoV-Schnelltests, die sie bald auf den Markt bringen wollen. Sie untersuchen keine Probe aus den Atemwegen, sondern nur einen Tropfen Blut. Innerhalb von 20 Minuten soll das Ergebnis vorliegen, ob eine Sars-CoV-2-Infektion vorliegt oder nicht. Doch Labormediziner sehen diese Tests sehr kritisch, da diese nicht das Virus selbst nachweisen, sondern nur die Antikörper, die das Immunsystem dagegen bildet. Das bedeutet, dass sie erst reagieren können, wenn der Körper den Kampf gegen das Virus aufgenommen hat - und das dauert einige Tage. Frühestens eine Woche nach Erkrankungsbeginn sind Antikörper im Blut nachweisbar, meist sogar erst nach zwei Wochen. Viel zu spät, um eine Weiterverbreitung durch Quarantänemaßnahmen zu verhindern. Denn genau in der Phase, in der eine Person hoch infektiös ist, fällt der Antikörpertest meist noch negativ aus.
Selbst falsch positive Ergebnisse lassen sich bei Antikörper-Tests nicht mit Sicherheit ausschließen, da eine sogenannte Kreuzreaktion auftreten kann. Das bedeutet, dass gegen eine frühere Infektion mit einem harmlosen Coronavirus Antikörper im Blut vorhanden sind, die der Test nicht von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 unterscheiden kann. Aus diesen Gründen halten Wissenschaftler solche Antikörpertests nur dafür hilfreich, gegen Ende der Infektionswelle in Blutproben zu testen, wie viele Menschen in Deutschland unbemerkt mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert waren.
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/C...us556.html