Edit INP: Beitrag wurde von Blaubär neu formatiert und bereinigt, siehe unten.
"Der Weg der Tugend ist recht schmal. Und dennoch herrscht überhaupt kein Gedränge."
(Hermine Hauß, Großtante)
(Hermine Hauß, Großtante)
Zum Europa-Narrativ
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"Der Weg der Tugend ist recht schmal. Und dennoch herrscht überhaupt kein Gedränge."
(Hermine Hauß, Großtante)
08.01.2018, 17:53
Zunächst einmal sorry für das Erscheinungsbild des obigen Artikels: drei mal umformatiert, weil nicht im Internet frei verfügbar.
Aber der Inhalt hat es in sich: aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet die Autorin sachkundig und nicht ohne einen gewissen Humor (spanische Reitschule mit EU-Fördergeldern...) die derzeitige Situation der EU. Es ist nahezu irrsinnig, so verstehe ich sie, an eine supranationale EU zu glauben bzw. an ihr zu basteln. Genau das findet aber in der teutonischen GroKo-Diskussion gerade statt. Also stellt sich die Frage: was soll das? St.Martins Ambitionen laufen faktisch auf eine Sprengung entweder der EU oder einer GroKo hinaus - und Letzteres, so meine These, ist das Ziel. Also Scheinverhandlungen. Denn ernsthaft kann Deutschland nicht die Macron-Makrönchen durchsetzen wollen bzgl. EU-Finanzminister, Verteidigung usw. - da ist dem der Airbus durchs Hirn geflogen. Und es wird nicht nur Polen sein, das sich die Flachlegung der eigenen Nation verbitten wird. Das unverantwortliche Spiel mitr dem Feuer ist m.E. das Fazit dieser kurzen, aber absehbar endenden Schulz-Episode. Zitat:Gertrude Lübbe-Wolff Ich denke, so ist der Artikel besser lesbar. Edit INP: Herzlichen Dank Blaubär.
09.01.2018, 09:39
Danke ebenso.
Und das mit dem "Weg des Buchs" und dem Bordell: ist diese Kreativität nicht goldig?
12.01.2018, 17:03
Das Sondierungsergebnis:
Europa ist der erste Teil, first things first, kein Zufall: 3 Europa I. Ein neuer Aufbruch für Europa Die Europäische Union ist ein historisch einzigartiges Friedens- und Erfolgsprojekt und muss es auch künftig bleiben. Sie verbindet wirtschaftliche Integration und Wohl- stand mit Freiheit, Demokratie und sozialer Gerechtigkeit. Kern dieser europäischen Vision ist, dass die EU ihre gemeinsame politische und wirtschaftliche Kraft nutzt, um Frieden nach außen und Sicherheit und Wohlstand nach innen zu schaffen. Deutschland hat Europa unendlich viel zu verdanken. Auch deshalb sind wir seinem Erfolg verpflichtet. Für Deutschland ist ein starkes und geeintes Europa der beste Garant für eine gute Zukunft in Frieden, Freiheit und Wohlstand. Die globalen Kräfteverhältnisse haben sich in den letzten Jahren grundlegend verän- dert - politisch, wirtschaftlich und militärisch. Neue Schwerpunktsetzungen der USA, das Erstarken Chinas und die Politik Russlands machen deutlich: Europa muss sein Schicksal mehr als bisher in die eigenen Hände nehmen. Nur gemeinsam hat die EU eine Chance, sich in dieser Welt zu behaupten und ihre gemeinsamen Interessen durchzusetzen. Nur gemeinsam können wir unsere Werte und unser solidarisches Gesellschaftsmodell, das sich mit der Sozialen Marktwirtschaft verbindet, verteidigen. Deshalb braucht die EU eine Erneuerung und einen neuen Aufbruch. II. Wir wollen ein Europa der Demokratie und Solidarität Wir wollen den Zusammenhalt Europas auf Basis seiner demokratischen und rechtstaatlichen Werte auf allen Ebenen vertiefen und das Prinzip der wech- selseitigen Solidarität stärken. Wir wollen, dass sich Deutschland aktiv in die Debatte über die Zukunft der EU und eine Stärkung der europäischen Integration einbringt. Wir wollen ein Europa der Demokratie mit einem gestärkten Europäischen Parlament und einem lebendigen Parlamentarismus auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene. Wir wollen Europa bürgernäher und transparenter machen und dadurch neu- es Vertrauen gewinnen. Die demokratischen und rechtsstaatlichen Werte und Prinzipien, auf denen die europäische Einigung ruht, müssen noch konsequenter als bisher inner- halb der EU durchgesetzt werden. III. Wir wollen ein Europa der Wettbewerbsfähigkeit und der Investitionen Investitionen in Europa sind Investitionen in eine gute Zukunft unseres Lan- des. Wachstum und Wohlstand in Deutschland sind auf das Engste mit Wachstum und Wohlstand in Europa verknüpft. Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit der EU und ihre Wachstumskräfte im Kontext der Globalisierung stärken, um zukunftsgerechte Arbeitsplätze in der EU zu sichern und neue zu schaffen: Das ist Basis unseres künftigen Wohl- stands. Die Soziale Marktwirtschaft, die auf Unternehmensverantwortung, Sozialpart- nerschaft, Mitbestimmung und einer fairen Verteilung des erwirtschafteten Wohlstands beruht, braucht eine Renaissance, gerade in Zeiten der Digitali- sierung. Wir stärken in der EU die strategische Forschungspolitik, die Innovationsfä- higkeit und vollenden den digitalen Binnenmarkt. 4 Wir wollen die Investitionskräfte in Europa auch dadurch stärken, dass wir Ini- tiativen wie das europäische Investitionsprogramm EFSI, fortführen und aus- bauen. IV. Wir wollen ein Europa der Chancen und der Gerechtigkeit Europa muss ein Kontinent der Chancen sein, besonders für junge Menschen. Sie sind Europas Zukunft. Wir wollen, dass junge Menschen ihre Hoffnungen auf Europa setzen können. Wir wollen, dass sie gute Jobs finden, sich frei und mobil in Europa bewegen können, dass sie im Austausch mit anderen Freundschaften schließen und europäisches Zusammenleben praktisch erfah- ren können. Deshalb wollen wir die Jugendarbeitslosigkeit mit mehr Mitteln der EU bekämpfen und die Austauschprogramme wie Erasmus+ ausbauen. Soziale Grundrechte, insbesondere das Prinzip des gleichen Lohns für gleiche Arbeit am gleichen Ort in der EU wollen wir in einem Sozialpakt stärken. Wir wollen faire Rahmenbedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und eine bessere Koordinierung der Arbeitsmarktpolitik. Wir wollen einen Rahmen für Mindestlohnregelungen sowie für nationale Grundsicherungssysteme in den EU-Staaten entwickeln. Wer konsequent ge- gen Lohndumping und soziale Ungleichheiten in wirtschaftlich schwächeren Ländern in Europa kämpft, sichert auch den Sozialstaat und die Soziale Marktwirtschaft in Deutschland. Wir wollen faire Mobilität fördern, jedoch missbräuchliche Zuwanderung in die Systeme der sozialen Sicherheit unterbinden. Wir wollen mehr Vergleichbarkeit von Bildungsstandards in der EU. Wir bekämpfen Steuerdumping, -betrug und -vermeidung und Geldwäsche gleichermaßen international und in der EU. Wir unterstützen eine gerechte Besteuerung großer Konzerne, gerade auch der Internetkonzerne Google, Apple, Facebook und Amazon. Unternehmen dürfen sich künftig nicht mehr ihrer gesellschaftlichen Verant- wortung entziehen können, indem sie die Staaten der EU gegeneinander aus- spielen. Steuerdumping muss unterbunden werden. Wir unterstützen eine gemeinsame, konsolidierte Bemessungsgrundlage und Mindestsätze bei den Unternehmenssteuern. Es muss damit das Prinzip gel- ten, dass das Land des Gewinns auch das Land der Besteuerung ist. Wir wol- len mit Frankreich zusammen hierfür eine Initiative ergreifen, auch um eine europäische Antwort auf internationale Veränderungen und Herausforderun- gen in diesem Bereich, nicht zuletzt in den USA, zu geben. Die Einführung einer substantiellen Finanztransaktionssteuer wollen wir zum Abschluss bringen. V. Wir wollen ein Europa des Friedens und der globalen Verantwortung Globale Herausforderungen brauchen europäische Antworten. Wir sind uns einig in der klaren Absage an Protektionismus, Isolationismus und Nationa- lismus. Wir brauchen international mehr und nicht weniger Kooperation. Lokale Herausforderungen können nur lokal wirklich gelöst werden. Deshalb brauchen wir gelebte Subsidiarität, auch um die Handlungsspielräume von Kommunen und Ländern zu stärken. Die gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik muss im Sinne einer Friedensmacht Europa gestärkt werden. Sie muss dem Prinzip eines Vorrangs des Politischen vor dem Militärischen folgen und auf Friedenssiche- 5 rung, Entspannung und zivile Krisenprävention ausgerichtet sein. Wir wollen die Zusammenarbeit bei der Sicherheits- und Verteidigungspolitik (PESCO) stärken und mit Leben füllen. In der Flüchtlings- und Migrationspolitik muss die EU ihrer humanitären Ver- antwortung gerecht werden und zugleich Migration besser ordnen und steu- ern. Wir wollen Fluchtursachen umfassend bekämpfen, die Außengrenzen der EU wirksamer gemeinsam schützen sowie eine solidarische Verantwortungs- teilung in der EU schaffen. Wir wollen mit einer kohärenten Afrika-Strategie die Zusammenarbeit mit Afri- ka auf allen Ebenen ausbauen. Wir wollen eine offene und faire Handelspolitik, die allen zugutekommt und auf Wachstum, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zielt. Die EU muss beim Klimaschutz international eine Vorreiterrolle einnehmen und für eine ambitionierte Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens eintreten. Die EU braucht auch eine gemeinsame Außen- und Menschenrechtspolitik. Um diese Ziele zu erreichen, wollen wir die EU in ihrer Handlungsfähigkeit stärken, insbesondere auch das Europäische Parlament. Wir wollen die EU finanziell stärken, damit sie ihre Aufgaben besser wahrnehmen kann: Dafür werden wir bei der Erstel- lung des nächsten mehrjährigen Finanzrahmens Sorge tragen. Dabei befürworten wir auch spezifische Haushaltsmittel für wirtschaftliche Stabilisierung und soziale Kon- vergenz und für die Unterstützung von Strukturreformen in der Eurozone, die Aus- gangspunkt für einen künftigen Investivhaushalt für die Eurozone sein können. Wir sind auch zu höheren Beiträgen Deutschlands zum EU-Haushalt bereit. Wir wollen in diesem Sinne und insbesondere auch in enger Partnerschaft mit Frank- reich die Eurozone nachhaltig stärken und reformieren, sodass der Euro globalen Krisen besser standhalten kann. Wir wollen fiskalische Kontrolle, wirtschaftliche Ko- ordinierung in der EU und der Eurozone sowie den Kampf gegen Steuerbetrug und aggressive Steuervermeidung vorantreiben. Die dazu aus den Mitgliedstaaten und von der EU-Kommission vorgelegten Vorschläge werden wir prüfen. Den Europäi- schen Stabilitätsmechanismus (ESM) wollen wir zu einem parlamentarisch kontrol- lierten Europäischen Währungsfonds weiterentwickeln, der im Unionrecht verankert sein sollte. Insgesamt lassen wir uns davon leiten, dass die EU für Solidarität zwischen den Mit- gliedstaaten ebenso wie für ihre Bürgerinnen und Bürger stehen muss. Das Prinzip der wechselseitigen Solidarität muss auch für den EU-Haushalt gelten. Zugleich muss auch künftig das Prinzip gelten, dass Risiko und Haftungsverantwortung ver- bunden sind. Die Erneuerung der EU wird nur gelingen, wenn Deutschland und Frankreich mit ganzer Kraft gemeinsam dafür arbeiten. Deshalb wollen wir die deutsch-französische Zusammenarbeit weiter stärken und erneuern. Ein neuer Elysee-Vertrag ist hierzu ein erster und wichtiger Schritt. Deutschland und Frankreich müssen insbesondere auch Innovationsmotor sein und werden dies in Vorhaben, wie der Erforschung künstlicher Intelligenz, unter Beweis stellen. Wir wollen gemeinsame Positionen mög- lichst zu allen wichtigen Fragen der europäischen und internationalen Politik entwi- ckeln und in Bereichen, in denen die EU mit 27 Mitgliedstaaten nicht handlungsfähig ist, vorangehen. https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/B...120118.pdf Mir erscheint dieser Satz ziemlich zentral: "ir unterstützen eine gemeinsame, konsolidierte Bemessungsgrundlage und Mindestsätze bei den Unternehmenssteuern. Es muss damit das Prinzip gel- ten, dass das Land des Gewinns auch das Land der Besteuerung ist. Wir wol- len mit Frankreich zusammen hierfür eine Initiative ergreifen, auch um eine europäische Antwort auf internationale Veränderungen und Herausforderun- gen in diesem Bereich, nicht zuletzt in den USA, zu geben." Heisst neben all dem Gebrubbel drumrum und in Verbindung mit anderen Hinweisen in Richtung Finanzpolitik: das Haushaltsrecht, also das wichtigste Recht der nationalen Parlamente, wird mit dem Hebel der Kontrolle der Zuflüsse - Steuern - reguliert. Natürlich nur, wenn das alles GroKo-mäßig durchkommt (woran ich erheblich zweifele) und wenn sich das die anderen Nationen Europas bieten lassen. |
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