Offizier als angeblicher Flüchtling: Soldat fiel schon im Studium auf
Im Fall des Bundeswehr-Oberleutnants, der sich als syrischer Flüchtling ausgab und möglicherweise einen rechtsextremistisch motivierten Anschlag plante, setzen neue Erkenntnisse die Bundeswehr unter Druck. Der 28-jährige soll bereits während seines Studiums an der französischen Militäruniversität Saint-Cyr Anfang 2014 eine Masterarbeit abgeliefert haben, die von den Professoren als extremistisch und nicht mit der Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung vereinbar eingestuft wurde, berichtete
Spiegel Online am (heutigen) Samstag. Folgen hatte das nicht.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums nahm zu den inhaltlichen Details nicht Stellung, bestätigte aber, dass das Ministerium am (gestrigen) Freitagabend von entsprechenden Vorwürfen erfahren und unverzüglich die zuständigen Gremien des Bundestages informiert habe. Am Samstag habe das Ministerium den Text des Entwurfs der Masterarbeit erhalten und an den Militärischen Abschirmdienst (MAD) weitergegeben.
Laut Spiegel Online war der Vorfall, zu dem es keine Einträge in den Akten geben soll, durch die Meldung eines anderen Soldaten aufgefallen:
weiter hier (mit Kommentaren):
http://augengeradeaus.net/2017/04/offizi...udium-auf/
Politologe |
29. April 2017 - 23:54
Man sollte in der Tat sehr hellhörig werden, wenn jemandem „Extremismus“ vorgeworfen wird, weil er sich in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht von bestimmten Philosophen distanzierte. Wer solche Vorwürfe erhebt, zeigt damit nämlich, dass er den Sinn einer wissenschaftlichen Arbeit nicht einmal ansatzweise verstanden hat und weckt den Verdacht, dass er mit dem Extremismusvorwurf möglicherweise ebenfalls nicht besonders sorgfältig umgeht. Wer wissenschaftlich tätig ist kennt solche Fälle bzw. Vorhaltungen leider. Dies betrifft insbesondere die Wertung von Aussagen als „völkisch“, wo leider allgemein zu beobachten ist, dass hier in der Diskusson manches durcheinandergebracht wird und längst nicht alles, was in diese Kategorie eingeordnet wird, dem entspricht, was im NS damit damit gemeint war und tatsächlich extremistisch ist.
Noch hellhöriger sollte man werden, wenn gar von „stramm völkisch“ die Rede ist. Jemand, der ein Minimum an Ahnung vom Thema hat, würde solche nichtssagenden, eher der Polemik als der Wissenschaft entstammenden Floskeln nicht verwenden. Textbeispiele wäre nun sehr interessant um eine fundierte Bewertung vornehmen zu können.
Politologe |
30. April 2017 - 0:04
P.S. Um das Beispiel umzukehren: Wenn jemand in einer wissenschaftlichen Karl Marx heranzieht und seine Thesen unvoreingenommen an einem aktuellen Beispiel prüft, könnte man ihm mit der SPON-Methode analog „strammen Kommunismus“ und „Linksextremismus“ vorwerfen. Nun kommt so etwas an Universitäten häufig vor, ist auch durchaus so beabsichtigt und völlig in Ordnung solange es wissenschaftlichen Kriterien genügt, und 99,99 Prozent der Studenten die dies tun werden keine Terroristen. Ein Land, in dem jemand vorgeworfen wird, dass er sich in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht von einem Philosophen distanziert hat, und damit einen Terrorimusvorwurf begründet, hat ein ganz gewaltiges kulturelles Problem. Offene Gesellschaft geht anders. Einen Terrorismusvorwurf sollte man in einem Rechtsstaat doch bitteschön durch entsprechende Absichten oder Vorbereitungen begründen (die ja offenbar vorlagen) und durch den Vorwurf, eine wissenschaftliche Arbeit nicht nach politischen Kriterien verfasst zu haben.
2 Kommentare an anderer Stelle:
klabautermann |
28. April 2017
Na ja, was immer der Plan des Herrn OLt gewesen sein mag, nach dem Zugriff in Östereich sollte ihm schon klar geworden sein, dass der ursprüngliche Plan nicht mehr durchführbar war – also Spuren vernichten, abwarten und nach der zu erwartenden Festnahme mit einem guten Anwalt letztendlich nur den Sozialleistungsbetrug „reuig“ gestehen – und gleichzeitig wird er zum politischen „Helden“, der die Unzulänglichkeiten des deutschen Asylwesens in Verbindung mit innerer Sicherheit nachgewiesen hat.
Asylantragsteller müssen ja nicht Terroristen sein, reicht ja schon wenn man sie als Kriminelle „markieren“ kann. Kleiner Banküberfall unter Zurücklassung der fake-identity-documents ?
Frodo |
28. April 2017
"Spontan finde ich hier einen Beitrag:
http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr2/...n-100.html
Durchaus richtige Argumente, Herr Wiegold.
Worauf stützt sich eigentlich der Vorwurf, dass dieser Franko A. einen Anschlag geplant habe?
In der Welt steht das hier:
Die Ermittler gehen in diesem äußerst ungewöhnlichen Fall von einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Nach Informationen der „Welt“ soll er mehrfach in einem Chat gegen arabische Asylbewerber und Muslime gehetzt haben.
Aus Ermittlerkreisen heißt es, der Soldat könnte vorgehabt haben, seine Tarnung als Flüchtling für eine möglicherweise ausländerfeindliche Straftat zu nutzen. Demnach könnte der 28-Jährige geplant haben, ein Attentat zu begehen und durch die gespeicherten Fingerabdrücke gezielt eine falsche Fährte zu legen, um Flüchtlinge zu diskreditieren. ()
Bei allem Respekt vor den Urhebern dieser These, aber wenn ein Offizier so bescheuert sein sollte, so eine Plan auszuhecken, der nicht funktionieren kann, dann stünde es schlimm um das Offizierskorps.
An den Fingerabdrücken in der Flüchtlingskartei hängen Fotos, die nach einem Anschlag veröffentlicht würden. Es wäre wohl eher eine Sache von Minuten, als von Stunden, bis andere Soldaten Franko A. erkannt hätten. Und dann holt sich ein waffenkundiger Soldat eine Pistole mit einem Kaliber, das bei der Polizei wegen mangelnder Durchschlagskraft ausgemustert wurde. Jeder Möchtegern-Terrorist nimmt da eher einen LKW als so eine Spielzeugpistole. War wahrscheinlich eine Walther PPK, wie bei 007 James Bond. Ich warte noch auf die Schlagzeile: Offiziers- Terrorist hatte Waffe von 007!
Entweder das war der dümmste Offizier aller Zeiten, oder die Öffentlichkeit wird gerade mit Schauermärchen beschäftigt, um eine (teilweise) aufgeflogene verdeckte Operation zu vertuschen. Das macht man dann aber auch mehr aus dilettantisch."